Another term for the ex-president would be disastrous, also for the European export industry. Governments and EU should therefore launch a trade initiative – and look southwards.
After his successes in the primaries, many observers are certain that the next US president will be Donald Trump. Brussels and Berlin are therefore increasingly discussing how Europe can prepare itself for this scenario. In view of the impending weakening of NATO, the main focus is currently on defence and rearmament.
This is understandable, but not enough. A Trump comeback harbours further significant risks, particularly for global trade and the export-oriented German economy. For example, the staunch protectionist has recently been thinking aloud about a general import tariff of ten per cent, and further questionable ideas are likely.
Professional political risk management would therefore mean that the EU and the German government must also push for initiatives in the area of trade that reduce dependence on the USA. It is therefore more important than ever to deepen trade partnerships and build new ones – especially with the emerging economies of the global South.
European standards as the measure of all things?
Unfortunately, the EU Commission is struggling with this of all things. Negotiations on new trade agreements are progressing at a snail’s pace at best and in some cases are even at a standstill. This applies, for example, to the talks with the four South American Mercosur states and with Indonesia, Southeast Asia’s largest economy.
The main reason is that the EU Commission is pushing for high ecological and social standards. For example, it wants to ensure that trade agreements do not create additional incentives to cut down the rainforest – whether by Brazilian cattle breeders or Indonesian palm oil entrepreneurs.
However, the negotiating partners see Europe’s insistence as arrogant and patronising. They want to decide for themselves how far they want to go in protecting the rainforest and how they can best combine ecology and economic development. Europe, they say, makes its standards the measure of all things – and overburdens entrepreneurs in the global South with an excess of bureaucracy.
Why we need to redefine fair trade
Increasing scepticism towards Europe is particularly dangerous in light of the impending Trump comeback – for the climate and for European companies. Because if potential partners turn away from the EU and towards China, they will be able to trade completely without ESG standards in future. At the same time, US import tariffs would hit the European economy all the harder in this case.
It is therefore high time for a paradigm shift in trade policy. The EU must realise that it no longer has the upper hand – and that new trade agreements are at least as important for us as they are for emerging economies in Africa, Asia and elsewhere.
In concrete terms, this means that we must scale back ESG-demands and redefine fair trade. The EU should therefore only insist on basic standards in the negotiations – and dispense with detailed product specifications and obligations to provide evidence. It should also provide more support to companies in partner countries to establish high ESG standards instead of imposing them on them.
The Kenya deal gives hope
Fair trade is not what is written in the clauses of an agreement and on patient paper, but what happens in practice. We rule-bound Germans in particular have a tendency to predetermine as much as possible – and with this attitude we now run the risk of doing a double disservice to climate protection and our economy. Because some countries are already orientating themselves more towards China, especially in Africa.
At least there is a glimmer of hope: the new agreement with Kenya. Although the EU has enforced ambitious ESG standards, it has also made significant concessions. In addition to permanent duty-free and quota-free market access, support is provided for Kenyan SMEs and farmers so that they can comply with the required standards.
Kenya will also be allowed to gradually open up markets and continue to protect important sectors. The deal is therefore, at least in part, a good blueprint for further trade agreements. However, with Trump on the horizon, there is now another reason to demand less – and offer more.
German Version
INSIGHT: Trump-Vorsorge durch fairen Handel
Eine weitere Amtszeit für den Ex-Präsidenten wäre auch für die deutsche Exportwirtschaft fatal. Bundesregierung und EU sollten deshalb eine Handelsinitiative anschieben – und den Blick gen Süden richten.
Nach seinen Erfolgen bei den Vorwahlen ist für zahlreiche Beobachter ausgemacht: Der nächste US-Präsident heißt Donald Trump. In Brüssel und Berlin wird deshalb mit wachsender Intensitität diskutiert, wie sich Europa für dieses Szenario wappnen kann. Angesichts der drohenden Schwächung der NATO geht es dabei derzeit in erster Linie um die Themen Verteidigung und Aufrüstung.
Das ist nachvollziehbar, aber nicht genug. Ein Trump-Comeback birgt weitere erhebliche Risiken, insbesondere für den Welthandel und die exportorientierte deutsche Wirtschaft. So hat der überzeugte Protektionist jüngst laut über einen allgemeinen Importzoll von zehn Prozent nachgedacht, weitere fragwürdige Ideen sind wahrscheinlich.
Professionelles politisches Risikomanagement hieße deshalb: EU und Bundesregierung müssen auch im Bereich Handel Initiativen anschieben, die die Abhängigkeit von den USA reduzieren. Deshalb ist es jezz wichtiger denn je, Handelspartnerschaften zu vertiefen und neue aufzubauen – insbesondere mit den aufstrebenden Volkswirtschaften des globalen Südens.
Europäische Standards als Maß aller Dinge?
Leider tut sich die EU-Kommission ausgerechnet damit schwer. Verhandlungen über neue Handelsverträge kommen allenfalls im Schneckentempo voran und stehen zum Teil sogar auf der Kippe. Das betrifft zum Beispiel die Gespräche mit den vier südamerikanischen Mercosur-Staaten und mit Indonesien, Südostasiens größter Volkswirtschaft.
Der Hauptgrund ist, dass die EU-Kommission auf hohe ökologische und soziale Standards drängt. So will sie zum Beispiel sicherstellen, dass Handelsabkommen keine zusätzlichen Anreize schaffen, den Regenwald abzuholzen – sei es durch brasilianische Rinderzüchter oder indonesische Palmöl-Unternehmer.
Doch die Verhandlungspartner empfinden Europas Drängen als überheblich und bevormundend. Sie wollen selbst entscheiden, wie weit sie beim Regenwald-Schutz gehen und wie sie Ökologie und wirtschaftliche Entwicklung optimal kombinieren. Europa, heißt es, mache seine Standards zum Maß aller Dinge – und überfordere Unternehmer im globalen Süden mit einem Übermaß an Bürokratie.
Warum wir Fair Trade neu definieren müssen
Die zunehmende Europa-Skepsis ist gerade vor dem Hintergrund des drohenden Trump-Comebacks brandgefährlich – fürs Klima und für europäische Unternehmen. Denn wenn sich potenzielle Partner von der EU ab- und China zuwenden, können sie künftig völlig ohne ESG-Standards handeln. Zugleich träfen US-Importzölle die europäische Wirtschaft in diesem Fall umso härter.
Es ist deshalb höchste Zeit für einen Paradigmenwechsel in der Handelspolitik. Die EU muss verstehen, dass sie nicht mehr am längeren Hebel sitzt – und dass neue Handelsabkommen für uns mindestens genauso wichtig sind wie für aufstebende Volkswirtschaften in Afrika, Asien und anderswo.
Konkret heißt das: Wir müssen unsere Forderungen zurückschrauben und Fair Trade neu definieren. Die EU sollte in den Verhandlungen deshalb nur noch auf elementare Standards pochen – und auf kleinteilige Produktvorgaben und Nachweispflichten verzichten. Zudem sollte sie Unternehmen in Partnerländern verstärkt unterstützen, hohe ESG-Standards zu etablieren statt sie ihnen aufzuzwingen.
Der Kenia-Deal macht Hoffnung
Fairer Handel ist nicht das, was in den Klauseln eines Abkommens und auf geduldigem Papier steht, sondern das, was in der Praxis passiert. Gerade wir regelfixierten Deutschen neigen dazu, möglichst viel vorab festzulegen – und laufen mit dieser Attitüde nun Gefahr, dem Klimaschutz und unserer Wirtschaft einen doppelten Bärendienst zu erweisen. Denn einige Länder orientieren sich schon jetzt stärker Richtung China, gerade in Afrika.
Immerhin gibt es einen Hoffnungsschimmer: das neue Abkommen mit Kenia. Darin hat die EU zwar ambitionierte ESG-Standards durchgesetzt, allerdings zugleich signifikante Zugeständnisse gemacht. So ist neben einem dauerhaften zoll- und quotenfreien Marktzugang Unterstützung für kenianische KMU und Landwirte vorgesehen, damit sie geforderte Standards auch einhalten können.
Zudem darf Kenia Märkte schrittweise öffnen und wichtige Sektoren weiter schützen. Der Deal ist damit zumindest in Teilen eine gute Blaupause für weitere Handelsabkommen. Mit Trump am Horizont gibt es jetzt aber einen weiteren Grund, weniger zu fordern – und mehr anzubieten.