Development Minister Svenja Schulze could not establish close ties with the business community. This must change under the next government, because it is more important than ever to mobilise private capital.
Development policy is in danger of losing relevance in Germany – at least if you look at the budget: This year, only around 0.5 per cent of our economic output is likely to flow into development cooperation. The 0.7 per cent target would therefore become a distant prospect
No matter what the new government looks like in the end: I think it is immensely important that it increases the development budget – not out of ‘do-gooderism’, but out of self-interest: good development policy reduces the number of refugees, strengthens geopolitical partnerships and promotes the rise of new trading partners for the German export economy.
In view of Donald Trump’s second term, the Russian war of aggression and Chinese threats against Taiwan, such partnerships in the global South are more important than ever. Development policy is therefore not ‘nice to have’; and in view of the drastic cuts in US development aid, there are currently opportunities to fill gaps and thus deepen partnerships.
How bicycle lanes in Peru benefit the German economy
Development policy is also a central instrument in the fight against the climate crisis: because it doesn’t matter where in the world CO2 emissions fall, bicycle lanes in Peru and solar panels in Africa also benefit German citizens and entrepreneurs. This is because they help to protect the common climate and reduce the pressure on the local economy to transform.
Anyone who, like AfD chancellor candidate Alice Weidel, complains that Germany has ‘money for bicycle lanes in Peru and eco-refrigerators in Colombia, but not for its own citizens’ reveals provincial thinking – and a need for remedial tuition in physics.
At the same time, there is serious criticism of development policy: money still flows into inefficient projects, support is still tied to bureaucratic criteria, good projects are still threatened with cancellation because a new government sets different priorities.
Demands for a higher budget therefore fall short of the mark. It is also important that our development policy becomes more effective – and that the next German government succeeds in triggering more private investment in Africa. There is huge potential here to mobilise amounts far beyond the financial scope of the state.
Alienation between the development ministry and companies
One thing is clear: private investments often contribute to development policy goals. Anyone who builds factories, finances solar parks or invests in start-ups creates jobs and promotes local development. This is why the former Development Minister Gerd Müller (CSU) already increasingly relied on the private sector .
His successor, Svenja Schulze (SPD), also promised ‘a special focus on cooperation with the private sector’, but did not have any resounding success. She spoke a lot about solidarity and feminist development policy, but little about economic challenges. This fuelled the impression that she was ignoring entrepreneurial problems and wanted to link investment aid to small-scale ESG criteria. The estrangement between the BMZ and the private sector has never been greater, it was said.
Whoever follows Schulze should establish a better connection – with good communication, but above all with concrete offers. In my view, new instruments for risk protection for entrepreneurial investments are particularly important, embedded in a closer integration of development policy and foreign trade promotion.
A second strong lever would be to facilitate broadly diversified investments by institutional investors in Africa’s growth markets, for example with innovative fund vehicles. In the coalition negotiations it will be important to supplement euphonious formulations in the election programmes with concrete proposals in these two areas – and to fill empty phrases with life.
Deutsche Version
INSIGHT: Afrika-Politik – gute Geschäfte statt gute Absichten
Entwicklungsministerin Svenja Schulze hat mit der Wirtschaft gefremdelt. Die nächste Bundesregierung muss einen engeren Draht zu Unternehmen aufbauen – und endlich privates Kapital mobilisieren.
Die Entwicklungspolitik droht in Deutschland an Bedeutung zu verlieren – zumindest wenn man auf das Budget schaut. In diesem Jahr werden voraussichtlich nur rund 0,5 Prozent unserer Wirtschaftsleistung in Entwicklungszusammenarbeit fließen. Das 0,7-Prozent-Ziel würde damit in weite Ferne rücken.
Egal, wie die neue Regierung am Ende aussieht: Ich halte es für immens wichtig, dass sie das Entwicklungsbudet erhöht – und zwar nicht aus „Gutmenschentum“, sondern aus Eigennutz: Gute Entwicklungspolitik reduziert die Zahl der Flüchtlinge, stärkt geopolitische Partnerschaften und fördert den Aufstieg neuer Handelspartner für die deutsche Exportwirtschaft.
Angesichts der zweiten Amtszeit von Donald Trump, des russischen Angriffskriegs und der chinesischen Drohungen gegen Taiwan sind solche Partnerschaften im globalen Süden wichtiger denn je. Entwicklungspolitik ist deshalb nicht „nice to have“, sondern in unserem ureigensten strategischen Interesse. Und angesichts der drastischen Kürzungen der US-Entwicklungshilfe eröffnet sich derzeit die Chancen, Lücken zu füllen und dadurch Partnerschaften zu vertiefen.
Was Radwege in Peru der deutschen Wirtschaft bringen
Darüber hinaus ist Entwicklungspolitik ein zentrales Instrument im Kampf gegen die Klimakrise: Weil es egal ist, wo auf der Welt CO2-Emissionen sinken, nutzen Radwege in Peru und Solaranlagen in Afrika auch deutschen Bürgern und Unternehmern. Denn sie tragen zum Schutz des gemeinsamen Klimas bei und senken den Transformationsdruck auf die hiesige Wirtschaft.
Wer wie AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel schimpft, Deutschland habe „Geld für Radwege in Peru und Öko-Kühlschränke in Kolumbien, nicht aber für die eigenen Bürger“, offenbart provinzielles Denken – und Nachhilfebedarf bei phsyikalischen Zusammenhängen.
Zugleich gibt es ernstzunehmende Kritik an der Entwicklungspolitik: Noch immer fließt Geld in ineffiziente Projekte, noch immer wird Unterstützung an bürokratische Kriterien geknüpft, noch immer droht guten Projekten das Aus, weil eine neue Regierung andere Schwerpunkte setzt.
Forderungen nach einem höheren Budget greifen deshalb zu kurz. Wichtig ist darüber hinaus, dass unsere Entwickungspolitik effektiver wird – und dass es der nächsten Bundesregierung gelingt, mehr private Investionen in Afrika auszulösen. Hier schlummert riesiges Potenzial, Beträge weit jenseits staatlicher Finanz-Spielräume zu mobilisieren.
Entfremdung zwischen Entwicklungsministerium und Unternehmen
Klar ist: Private Investitionen zahlen oft auf entwicklungspolitische Ziele ein. Wer Fabriken baut, Solarparks finanziert oder in Startups investiert, schafft Jobs und fördert die Entwicklung vor Ort. Bereits der vorletzte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) setzte deshalb verstärkt auf die Privatwirtschaft.
Auch Nachfolgerin Svenja Schulze (SPD) versprach „einen besonderen Fokus auf die Zusammenarbeit mit dem Privatsektor“, hatte aber keinen durchschlagenden Erfolg. Denn sie sprach viel über Solidarität und feministische Entwicklungspolitik, aber wenig über wirtschaftliche Herausforderungen. Damit schürte sie den Eindruck, dass sie unternehmerische Probleme ausblendet und Investitionshilfen an kleinteilige ESG-Kriterien knüpfen will. Die Entfremdung zwischen BMZ und Privatwirtschaft sei nie größer gewesen, hieß es.
Wer auch immer Schulze folgt, sollte einen besseren Draht aufbauen – mit guter Kommunikation, aber vor allem mit konkreten Angeboten. Besonders wichtig sind aus meiner Sicht neue Instrumente zur Risikoabsicherung für unternehmerische Investitionen, eingebettet in eine engere Verzahnung von Entwicklungspolitik und Außenwirtschaftsförderung.
Ein zweiter starker Hebel wäre, breit gestreute Investitionen institutioneller Anleger auf den Wachstumsmärkten Afrikas zu erleichtern, etwa mit innovativen Fondsvehikeln. In den Koalitionsverhandlungen gilt es nun, wohlklingende Formulierungen in den Wahlprogrammen um konkrete Vorschläge in diesen beiden Bereichen zu ergänzen – und Floskeln mit Leben zu füllen.