Pessimists overlook this: The relocation of production capacities to the south also offers opportunities – especially for the German export industry.
The only thing that is booming at the moment is the pessimism about Germany as a business location. In recent months, there has even been increasing talk of de-industrialisation and the end of the German export model. Is the once proud export world champion on its way to becoming the sick man of the global economy?
Concerns are justified, but alarmism is not. After all, many pessimists are ignoring the fact that a new international allocation of prodution is beginning to emerge, which harbours both risks and opportunities – not least for export-oriented companies.
But one thing at a time: One important driver of the reallocation is the green transformation. In the era of renewables, it increasingly makes sense to relocate production facilities to places where there is plenty of sun and wind and electricity prices are low. In addition, emerging and developing countries are pushing foreign investors towards local production with increasing vigour.
Faster energy transition, higher purchasing power
The obvious consequence from a business perspective is that investment decisions will often be made in favour of other locations – especially in energy-intensive companies that are suffering from high German electricity prices. However, this development also has advantages, and not just for the target countries:
- When businesses relocate particularly energy-intensive processes to the south, the demand for electricity in Germany decreases. This has a dampening effect on energy prices and can accelerate our energy transition – in favour of those who stay here.
- More value creation in the global South is the key to increasing prosperity, which in turn would increase purchasing power and the need for investment – an opportunity for German exporters. At the same time, the number of refugees is likely to fall.
- Investments from Germany can help to deepen cooperation at a political level and curb the influence of China and Russia in Africa. That would also be good for the German economy.
A new EU Commissioner for Free Trade?
However, the extent to which Germany can utilise these opportunities depends largely on our trade relations with emerging and developing countries. And it is here, of all places, that much is in disarray: trade policy was the major weakness of the last EU Commission, which was hardly able to conclude any new free trade agreements.
This was mainly due to the fact that it pushed for small-scale ESG standards, which negotiating partners from Brazil to Indonesia found patronising. The Slovakian EU Commissioner Maroš Šefčovič, who will soon be responsible for trade, is therefore particularly challenged.
Hopefully, he will realise that the EU no longer has the upper hand and is dependent on new agreements – especially as the signs in trade with China point to protectionism. Šefčovič should therefore scale back EU demands instead of continuing to make European standards the measure of all things.
This would be particularly important for Germany. After all, free trade is economic development that costs nothing; every agreement would be a small stimulus programme and highly welcome for boosting growth – and disproving prophets of doom.
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Deutsche Version (zuerst erschienen im Africa.Table)
INSIGHT: De-Industrialisierung? Neue internationale Arbeitsteilung!
Schwarzmaler übersehen: Wenn Unternehmen Produktionskapazitäten gen Süden verlagern, bietet das mittelfristig große Chancen – gerade für die deutsche Exportwirtschaft.
Das einzige, was derzeit Hochkonjunktur hat, sind Abgesänge auf der Standort Deutschland. Nachdem die jüngsten Wirtschaftsprognosen Pessimisten bestätigt haben, wird wieder verstärkt von De-Industrialisierung und vom Ende des deutschen Exportmodells geredet. Ist der einst stolze Exportweltmeister auf dem Weg zum kranken Mann der Weltwirtschaft?
Sorge ist berechtigt, Schwarzmalerei nicht. Denn viele Pessimisten blenden aus, dass sich derzeit eine neue internationale Arbeitsteilung herauszubilden beginnt, die neben Risiken auch Chancen birgt – nicht zuletzt für exportorientierte Unternehmen.
Aber der Reihe nach: Ein wichtiger Treiber der Neuallokation ist die grüne Transformation. In der Ära der Erneuerbaren macht es immer öfter Sinn, Produktionsanlagen dahin zu verlagern, wo es viel Sonne und Wind gibt und die Strompreise niedrig sind. Zudem drängen Schwellen- und Entwicklungsländer ausländische Investoren mit wachsender Vehemenz zu lokaler Fertigung.
Schnellere Energiewende, höhere Kaufkraft
Die betriebswirtschaftlich logische Folge ist, dass Investitionsentscheidungen öfter zugunsten anderer Standorte ausfallen werden – gerade in energieintensiven Unternehmen, die unter den hohen deutschen Strompreisen leiden. Allerdings hat diese Entwicklung auch Vorteile, und zwar nicht nur für die Zielländer:
- Wenn Unternehmen besonders energieintensive Prozesse gen Süden verlagern, sinkt der hiesige Strombedarf. Das hat einen dämpfenden Effekt auf die Energiepreise und kann die deutsche Energiewende beschleunigen – zugunsten derer, die hierbleiben.
- Mehr Wertschöpfung im globalen Süden ist der Schlüssel zu Wohlstandszuwächsen, mit denen wiederum Kaufkraft und Investitionsbedarf steigen würden – eine Chance für deutsche Exporteure. Zugleich dürfte die Zahl der Flüchtlinge sinken.
- Investitionen aus Deutschland können dazu beitragen, die Zusammenarbeit auf politischer Ebene zu vertiefen und den Einfluss Chinas und Russlands in Afrika einzudämmen – gerade in Afrika. Auch das wäre gut für die deutsche Wirtschaft.
Ein neuer EU-Freihandelskommissar?
Inwieweit der Standort Deutschland diese Chancen nutzen kann, hängt allerdings wesentlich von unseren Handelsbeziehungen zu Schwellen- und Entwicklungsländern ab. Und ausgerechnet hier liegt Vieles im Argen: Die Handelspolitik war der große Schwachpunkt der scheidenden EU-Kommission, die kaum neue Freihandelsverträge abschließen konnte.
Das lag vor allem daran, dass sie auf kleinteilige ESG-Standards drängte, die Verhandlungspartner von Brasilien bis Indonesien als bevormundend empfanden. Besonders gefordert ist deshalb nun der slowakische EU-Kommissar Maroš Šefčovič, der vermutlich ab Dezember für das Handelsressort zuständig sein wird.
Hoffentlich setzt sich unter ihm die Erkenntnis durch, dass die EU nicht mehr am längeren Hebel sitzt und auf neue Abkommen angewiesen ist – zumal die Zeichen im China-Handel auf Protektionismus stehen. Šefčovič sollte deshalb EU Forderungen zurückschrauben, statt europäische Standards weiter zum Maß aller Dinge zu machen.
Für Deutschland wäre das besonders wichtig. Denn Freihandel ist Wirtschaftsförderung, die nichts kostet; jedes Abkommen wäre ein kleines Konjunkturprogramm und hochwillkommen, um das Wachstum anzukurbeln und Untergangspropheten zu wiederlegen.